Naturbewusst in den Strandurlaub
Ob Nordsee, Mittelmeer oder Südostasien: Das Meer scheint eine magische Anziehungskraft auf uns auszuüben. Viele Menschen bauen ihre ganze Jahresplanung darum, absolut nichts zu tun außer den blauen Himmel, das glitzernde Wasser und das Rauschen der Wellen zu genießen. Die Beliebtheit von Strand und Meer bedeutet allerdings auch, dass örtliche Ökosysteme leiden. Zurückgelassener Müll schadet der Tier- und Pflanzenwelt in gewaltigem Maße und verunstaltet die Landschaft. Sonnencremes setzen dem Wasser zu und sind für den Rückgang der Korallenriffe mitverantwortlich. Lärmende Vergnügungsfahrten pusten Abgase in die Luft und vertreiben die Fische aus ihren Lebensräumen. Das Abfallmanagement der betroffenen Länder ist oft hoffnungslos überfordert mit den Mengen an Müll, die von Touristen produziert und zurückgelassen werden. Leider wird Entspannung von vielen Menschen häufig mit Achtlosigkeit verbunden. Dabei sind nur einige wenige Dinge zu beachten, um die schöne Natur zu bewahren für die man angereist ist.
Plastik gar nicht erst an den Strand bringen
Am besten ist es natürlich, wenn du Verpackungsmüll von vornherein vermeidest. Wer eine wiederverwertbare Wasserflasche mit sich trägt, kann diese oft gratis oder für wenig Geld mit frischem Trinkwasser auffüllen und muss nicht jeden Tag neue Plastikflaschen kaufen. Anstelle von industriell verpackten Snacks und Erfrischungsgetränken aus der Dose, kannst du lokales Obst, Fruchtsäfte und Eiswaffeln kaufen. Und wenn doch mal Abfälle am Strand entstehen, ist es gut, wenn du schon einen biologisch abbaubaren Müllbeutel dabei hast, den du auf dem Rückweg in einem entsprechenden Container entsorgen kannst. Gerade beim Plastikmüll in Wassernähe ist es wichtig, auch auf kleine Fetzen zu achten. Strohhalme, Bonbonpapiere oder abgerissene Teilstücke von Chipstüten werden oft von Fischen verschluckt, mit tödlichen Folgen.
Plastikspielzeug für Kinder ist ein weiterer umweltschädigender Faktor, der sich vermeiden lässt. Kleinteile sollten am besten im Hotelzimmer bleiben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Sand verschwinden ist ziemlich groß. Beim Kauf neuer Sachen, wie einem billigen Set mit Eimer und Schippe, sollten Eltern sich überlegen, ob sie wirklich vorhaben es wieder mit nach Hause zu nehmen.
Korallenschädigende Sonnencreme vermeiden
Wer ein langes Sonnenbad liebt, muss sich über die gesundheitlichen Folgen im Klaren sein. Die Zahlen von Fällen tödlichen Hautkrebses steigen kontinuierlich. Zum Schutz vor gefährlichen UV-Strahlen gibt es eine Vielzahl an Sonnencremes. Allerdings enthalten diese oft Inhaltsstoffe, die absolut nicht ins Meerwasser gehören. So gilt es als erwiesen, dass Sonnencremes mit Inhaltsstoffen wie Oxybenzon, Octocrylen oder Parabenen mitverantwortlich für ausgebleichte Korallen sind. Korallen sind nicht nur eigenständige Lebewesen, sondern unersetzliche Biotope für eine Vielzahl an Wasserpflanzen und -tieren. Verschwinden diese, dann verschwindet auch das Leben aus den Ozeanen.
Der einzelne eingecremte Gelegenheitsschwimmer fühlt sich vielleicht nicht für das Massensterben der Meere verantwortlich, dennoch fließen jährlich etwa 6.000 Tonnen Sonnenschutzmittel in die Meere – ausschließlich durch individuelle Badegäste. Hawaii hat daher bereits ein Verbot entsprechender Sonnencremes beschlossen.
Wer in natürlichen Gewässern schwimmen gehen möchte, sollte sich zumindest für diese Tage eine biologisch abbaubare Sonnencreme besorgen. Nach dem Auftragen solltest du mindestens eine halbe Stunde mit dem Baden warten, damit die Creme in die Haut einziehen kann. Generell ist zu sagen, dass es außer dem Schutz durch UV-resistente Kleidung leider keinen vollständig risikolosen Weg gibt, sich lange in der Sonne aufzuhalten.
Motoren auslassen
Was für den Einen ein aufregender Wellenritt ist, ist für den Anderen einfach nur unnötiger Krach. Motorisierte Wassergefährte wie Jetski, Bananenboot und Co. treiben vielleicht den Adrenalinspiegel einiger Strandbesucher hoch, sind aber ein Alptraum für Meeresbewohner. Motorenlärm hindert Delfine und andere Säugetiere daran sich zu verständigen und stört Fische bei der Nahrungssuche. Wer sich also für eine Jetski-Spritztour in Strandnähe entscheidet, sollte danach nicht darauf hoffen Fische unter Wasser zu sehen. Hinzu kommt, dass sinnloser Wasserverkehr auch unnötig Abgase abgibt und Maschinenöl ins Wasser lässt.
Muscheln sollten am Strand bleiben
Zugegeben, gerade für Kinder ist es ein großer Spaß durch den Sand zu wühlen und die hervorgeholten Schätze zu bestaunen. Spätestens bei Antritt der Heimreise musst du allerdings Abschied davon nehmen und sie an die Natur zurückgeben. Denn Muscheln, Korallen und andere Fundstücke sind Teil des Meeres und sollten dortbleiben. Diese Dinge erfüllen biologische Funktionen, als Lebensraum für Klein- und Kleinstlebewesen, als Nahrung und als wichtige organische Materialien für das gesunde Gleichgewicht des Ozeans. Neben den ökologischen Bedenken sind solche Souvenirs oftmals illegal. Eine Nordseemuschel nach Hause zu „schmuggeln“ ist innerhalb Deutschlands zwar legal, aber in anderen Ländern kann eine Zolldurchsuchung ein teures Ende nehmen.
Achtsam sein und die Natur genießen
Selbst wenn du auf die Cola-Flasche verzichtest, die Öko-Sonnencreme aufgetragen hast und die eigenen Kinder sich mit Holzspielzeug vergnügen, kann es sein, dass du dir wie ein Wassertropfen auf dem heißen Sand vorkommst. Was bringt der ganze Verzicht, wenn am Sonnenschirm nebenan eine Großfamilie mit klebrigen Plastikresten um sich wirft und Junggesellen weiter hinten dutzende Zigarettenstummel in den Sand drücken?
Ein Urlaub am Strand sollte eine Pause vom stressigen Alltag sein, in der du dich auf dich selbst und die Natur um dich herum konzentrieren kannst. Alltagsstress ist oftmals auch mit schlechten Angewohnheiten verbunden, wie zu viel Zucker, Zigaretten und anderes Zeug. Versuch mal, dir eine Auszeit von den vermeintlich so befriedigenden Konsumgewohnheiten zu nehmen, wirklich nur auf das Rauschen des Meeres zu achten und am Ende des Tages auch mal an den Müll der anderen zu denken. Das ist auch in einer Gemeinschaft möglich, zum Beispiel bei einer gemeinsamen Aufräumaktion. Und am nächsten Tag versperren dann noch weniger Verpackungen die Aussicht auf das blaue Meer – für alle.
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