Zukunftsweisende Ideen aus dem Norden

Eine effiziente Bewässerung von Stadtbäumen, neue Speichertechnologien für die Energiewende und eine Plattform für das ressourcensparende (Ver-)mieten von Gegenständen: darum geht es bei drei jungen Unternehmen, die sich für das Green Start-up-Programm der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) qualifiziert haben. Zwei Jahre werden die Start-ups nun begleitet und finanziell mit bis zu 125.000 Euro gefördert.

Live-Blick in den Boden

Klimawandel und Extremwetterperioden setzen den Bäumen in urbanen Gebieten zusätzlich zur Bodenverdichtung durch asphaltierte Wege und den Mangel an Nährstoffen und Wasser laut dem Naturschutzbund (NABU) stark zu. Ein genauer Einblick in das Wurzelwerk von Bäumen zur Überprüfung der Bodenfeuchte ist deshalb besonders wichtig. Das Team des Start-ups Plantobelly entwickelte ein gleichnamiges innovatives System zu deren Erfassung. „Der von uns konstruierte Plantobelly ist in Deutschland der bislang einzige Bodenfeuchtesensor, der in der Erde vergraben wird und der so vor Diebstahl und Vandalismus geschützt ist“, sagt einer der beiden Plantobelly-Geschäftsführer Bastian Klemke. Eine aufwendige Installation sei für die kleinen Sensoren nicht notwendig: Sie sind batteriebetrieben und werden einige Zentimeter tief im Bereich der Wurzeln in die Erde gesteckt. Für die Übermittlung der Daten arbeitet das Start-up mit LoRa-Funknetzwerken (Long-Range: große Reichweite), so können die digitalen Messwerte auch lange Strecken überwinden. „Immer mehr Städte bauen gerade ein solches LoRa-Funknetzwerk auf. Unsere Kundinnen und Kunden erhalten gewissermaßen live auf ihrem Smartphone oder Laptop einen Blick in den Boden“, so Klemke. Mithilfe der Plantobelly-Sensoren können nach seinen Worten Bäume effektiver bewässert werden sowie kosten- und ressourcenintensive Kontrollfahrten wegfallen.

Feuchtigkeitsüberwachung von Straßenbäumen und Stadtbegrünung: Die Gründer des Start-ups Plantobelly, Bastian Klemke und Christian Hahn (v. l.), entwickeln Sensoren für die Überprüfung der Bodenfeuchte / ©Plantobelly UG

Speichertechnologie für die Energiewende

Vom Boden in die Luft: Das Start-up Hypnetic entwickelt mit Blick auf die Energiewende eine neuartige Speichertechnologie, die auf der Wärmerückgewinnung mit Hilfe von sogenanntem Phasenwechselspeichermaterial beruht. Hypnetic-Geschäftsführer Alexander Börgel: „Durch den Ausbau von Wind- und Solarkraft gibt es einen großen Bedarf an effizienten und ressourcenschonenden Speichertechnologien, um mit den erneuerbaren Energien eine bedarfsgerechte Versorgung zu gewährleisten.“ Durch die vom Start-up entwickelte Speichertechnik bei der Umgebungsluft getrocknet und mithilfe einer Flüssigkeit komprimiert wird, können laut Firmenangaben industrielle und gewerbliche Energieverbräuche verbessert sowie Energiespitzen, also die von einem Unternehmen maximal bezogene Energieleistung, gekappt werden. Betriebe zum Beispiel des produzierenden Gewerbes mit einer eigenen Solar- oder Windkraftanlage und auch Windparkbetreiber können laut Hypnetic davon profitieren, da nicht nur Kosten gespart, sondern auch die Versorgungssicherheit erhöht sowie Emissionen aktiv reduziert werden. Die Verwendung von Solar- und Windkraft sei so kalkulierbarer und damit auch für Unternehmen attraktiver.

Gemeinsam für die Energiewende: Die Hypnetic-Gründer Niko Dalke, Eugen Zukin und Alexander Börgel (v. l.) entwerfen eine neuartige Speichertechnologie / ©Hypnetic GmbH


Einfach Mieten statt Kaufen

Eine besondere Form der Nachbarschaftshilfe hat sich das Start-up Fainin vorgenommen: Ob Fliesenschneider, Waffeleisen oder verstaubte Gitarre – viele Gegenstände stapeln sich in Kellern und Abstellräumen und werden selten oder nie benutzt. Fainin (Find Anything in Your Neighborhood, deutsch: Finde alles in Deiner Nachbarschaft) möchte mit seinem virtuellen Marktplatz maßgeblich dazu beitragen, Ressourcen länger im Kreislauf zu halten. „Mit Fainin kannst du alles verleihen, was du möchtest und alles leihen, was du brauchst“, so einer der drei Gründer, Maximilian Lehmann. Das Start-up will mithilfe seines innovativen Geschäftsmodells Vertrauen für Leihinteraktionen zwischen Fremden schaffen und so ein sicheres Teilen ermöglichen. Denn um auf die Plattform zuzugreifen, steht laut Lehmann die verpflichtende Personalien-Verifizierung an erster Stelle. Jede Transaktion werde überdies mit bis zu 15.000 Euro versichert und die Auszahlung der Leihgebühren eines Gegenstandes erfolgt erst, wenn Mieter und Mieterin Erhalt und Qualität des Artikels bestätigt haben. „Unser Design-For-Trust fördert die Verlässlichkeit aller Teilnehmer. Durch dieses System und die niedrigen Mieten trägt unser Konzept dazu bei, dass alle nachhaltiger und ressourcenschonender konsumieren können“, versichert Lehmann.

Johann Lissner, Maximilian Lehmann und Kevin Mattutat (v. l.) stecken hinter dem Start-up Fainin. Ihre Idee: ein eigener virtueller und sicherer Marktplatz für das ressourcensparende (Ver-) Mieten von Gegenständen / ©Fainin UG

Viele Start-ups bereits durch die DBU gefördert

Die drei Projekte sind Teil des Green Start-up-Programmes, durch das die DBU bereits viele nachhaltige Ideen junger Unternehmen gefördert hat. „Wir freuen uns sehr darüber, dass sich so viele Start-ups mit innovativen Entwicklungen bei uns bewerben – und wir sie bei der Umsetzung ihrer Vorhaben für mehr Umwelt- und Klimaschutz finanziell und fachlich unterstützen können“, so DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.

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