UN-Nachhaltigkeitsziele rücken in weite Ferne

2015 hat sich die Weltgemeinschaft verpflichtet, bis 2030 gemeinsam für die Erreichung der Ziele der Agenda 2030 einzustehen. Im Sommer kommen die Staats- und Regierungschefs nun erstmals wieder in New York zusammen, um Zwischenbilanz zu ziehen. Sie dürfte ernüchternd ausfallen. Der aktuelle SDG-Report der Bertelsmann Stiftung zeigt eindringlich den offensichtlichen Handlungsbedarf und die drohende mangelnde Zielerreichung.

Was einst als bahnbrechender Gipfel gefeiert wurde, droht nun mittelfristig in einem Fiasko zu enden. Denn der „Kassensturz“ im September dürfte ausgesprochen ernüchternd ausfallen: Die aktuelle Ausgabe des SDG-Reports zeigt, dass derzeit kein einziges Land auf dem Weg ist, alle 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) bis 2030 zu erfüllen.

Immerhin: Deutschland belegt den sechsten Platz hinter den skandinavischen Ländern, Frankreich und Österreich. Insgesamt spielen die Industrieländer bei der Umsetzung der SDGs eine zwiespältige Rolle: Einerseits kommen sie der Erfüllung der Ziele am nächsten. Andererseits verursachen sie durch Konsumvorlieben und Lebensstandards hohe ökologische und wirtschaftliche Kosten für Drittländer.

Klimaschutz und nachhaltiger Konsum hinken deutlich hinterher

Schweden, Dänemark und Finnland erreichen mit rund 83 Punkten die höchsten Platzierungen im Ländervergleich. Das heißt, sie erfüllen schon jetzt die Vorgaben der UN-Ziele zu fast drei Vierteln. Den größten Aufholbedarf zeigt die Studie bei den Indikatoren rund um den Klimaschutz und nachhaltigen Konsum. Hier schneiden alle OECD-Staaten insgesamt am schlechtesten ab.

Ein weiterer Schwachpunkt ist die Landwirtschaft: Ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen geht auf das Konto der Bodenbewirtschaftung. Hinzu kommt die Bodenbelastung: Mehr als drei Viertel aller untersuchten Länder rangieren bei der Nitratbelastung, ausgelöst durch Dünger und Pestizide, im roten Bereich und schneiden mangelhaft ab. Dramatisch und eigentlich skandalös ist nach wie vor das Missverhältnis zwischen Mangelernährung und einer Überproduktion an Lebensmitteln: Ein Drittel der Lebensmittel weltweit landet in Mülltonnen oder wird ungenutzt entsorgt. Und das, obwohl über 800 Millionen Menschen als unterernährt gelten!

Die reichsten Staaten müssen entschieden mehr tun!

Vor allem die Rolle der G20-Staaten ist kritisch zu sehen. Abgesehen von den Zielen „Keine Armut“ und „Hochwertige Bildung“ sind diese Länder insgesamt für rund die Hälfte der globalen Umsetzungslücken zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele verantwortlich. Eine wesentliche Basis für die Kritik an den G20- und OECD-Ländern ist auch ihre Rolle als Kostenverursacher: Der Report zeigt: Lebensstandards und Konsumvorlieben in den Industrieländern verursachen häufig externe Kosten in Drittländern. Angeführt wird die Liste der Kostenverursacher von kleinen, international vernetzten Industriestaaten wie Luxemburg, Singapur und der Schweiz.

Budgetzusagen zur Umsetzung der Ziele sind nötig

Dazu kommen fehlende Budgetzusagen zur Umsetzung der UN-Ziele. Nur in 18 von 43 befragten G20- und Schwellenländern sind die Nachhaltigkeitsziele in nationalen Budget-Plänen überhaupt genannt. Lediglich in Indien und Bangladesch wurden Abfragen zu Finanzierungsbedarfen der Nachhaltigkeitsziele durchgeführt.

Den schlimmsten Rückschritt gibt es beim Hunger

Einen der schlimmsten Rückschritte hatten die Vereinten Nationen jüngst selbst eingeräumt. Bei SDG Nummer 2, dem Ende des Hungers. Denn nach einer langen Phase der Rückgänge „scheint der Welthunger wieder zu wachsen“, wie im aktuellen UN-Nachhaltigkeitsbericht nachzulesen ist. Die Staats- und Regierungschefs halten auch dazu im September einen Gipfel in New York ab. Einen Tag, bevor sie sich der Nachhaltigkeit zuwenden.

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