Das neue Männer-Bild: Baby-tragende Väter
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ sagt Artikel 3 des Grundgesetzes. Doch in der Realität sieht es leider anders aus. Frauen kämpfen immer noch für gleichen Lohn für gleiche Arbeit und sie kämpfen für eine gleichberechtigte Rollenverteilung innerhalb der Familienarbeit.
In den letzten Jahrzehnten hat sich einiges getan. Männer bringen sich mehr und mehr innerhalb der Familie mit ein. Auch die Politik hat ihren Anteil daran, dass Männer ein neues Verständnis für ihre Vaterrolle bekommen. Im Jahr 2007 wurde das Gesetz zum Elterngeld und zur Elternzeit eingeführt. Das Elterngeld kann für bis zu 12 Monate beantragt werden. Und als Anreiz und Bonbon für die Männer, sich bei der Elternzeit zu beteiligen, wurde eine Erhöhung der Anspruchszeit um zwei Monate, also auf 14 Monate, beschlossen. Die Folge: Der Anteil der Väter, die für ihr Neugeborenes zu Hause blieben, steigerte sich rasch von vier Prozent (vor Einführung der Regelung) auf 20 Prozent im Jahr 2008. Im Jahr 2015 blieben 36 Prozent der Männer bei ihrem Baby, aber eben nur die zwei erforderlichen Monate.
Die Zweimonatsväter verbessern die Statistik
Auch das Unternehmen mamalila, das kombinierbare Baby-Trage-Jacken entwickelt hat, stellt einen Zusammenhang zwischen den verbesserten Bedingungen der Elternzeitregelungen und den Verkaufszahlen für Männerjacken her. „Tatsächlich haben wir nach Einführung der Elternzeit bemerkt, dass die Nachfrage nach den Jacken für Väter gestiegen ist – und zwar auch mit dem Argument: „Ich bin jetzt, wenn auch nur für zwei Monate, in Elternzeit“, erzählt uns Vicki Marx, Geschäftsführerin von mamalila. „Auch die Zahl der männlichen „Papa-Blogger“ oder der Männer, die sich mit dem Thema Tragen und Kindern öffentlich beschäftigen, ist gestiegen. Wir werden als Marke von diesen immer öfter angesprochen. Dies war vor zehn Jahren noch nicht der Fall.“
Vicki Marx hatte als junge Mutter und überzeugte Babyträgerin den Mangel an einer geeigneten Outdoor-Lösung für das Körpertragen ihres Nachwuchses bei Wind und Wetter als Marktlücke erkannt – ein zusätzlicher, erweiternder Einsatz macht es möglich. Nachdem sie zunächst allein bei sich zu Hause „tragbare“ Jacken entwarf, hat sie inzwischen eine eingetragene Marke, Geschäftsräumlichkeiten und eine wachsende Belegschaft. Auch sie als Arbeitgeberin profitiert von der ElternzeitPlus-Regelung, die jungen Eltern erlaubt, vom Staat unterstützt ihre Wochenarbeitsstunden zu reduzieren. In ihrem Betrieb arbeiten viele Mütter in Teilzeit. Sie bringen ihre unschätzbaren Mutter-Baby-Erfahrungen direkt mit in die Firma.
Kulturrevolution im Rollenbild
Und die Väter? Im Väterreport 2018 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist gar von einer kleinen „Kulturrevolution“ seit der Einführung der Bonusleistungen bei geteilter Erziehungsarbeit die Rede. Seit Januar 2015 hätte jeder dritte Vater Elternzeit angemeldet. Ein echter Rollentausch sei trotz der flexiblen Möglichkeiten bei der Elternzeit jedoch noch nicht vollzogen, meint auch Vicky Marx von mamalila.
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