Tipps und Tricks für einen organisierten Kleiderschrank

Schnäppchen, Spontankäufe und Saisontrends überfüllen unsere Kleiderschränke. Vollgestopft bis obenhin wird trotzdem immer wieder Neues gekauft. Dabei geraten in den Schränken rund 40 Prozent der Kleidungsstücke in Vergessenheit, werden nur selten oder nie getragen.

Immer wieder beschleicht mich das Gefühl nichts zum Anziehen zu haben. Mal ganz ehrlich, welche Frau und vielleicht auch einige Männer kennen das nicht? Mein Schrank ist zwar voll, aber genauer betrachtet stelle ich fest, dass meine Kleiderauswahl sich auf einige Lieblingsstücke beschränkt. Und der Rest ist Kleidermüll? Wegwerfen und Neukaufen?

Höchste Zeit für eine Selbstreflektion

Wie viele Dinge kaufe ich, die mir nur halbwegs gefallen? Warum trage ich die teuren Schuhe nicht? Muss ich jede Trendfarbe mitmachen, obwohl sie gar nicht zu meinem Teint passt? Eigentlich will ich doch mehr auf Qualität achten. Dabei trage ich zu Hause die ältesten Klamotten und hoffe, dass niemand unangekündigt vorbeikommt.

Laut einer Studie des Statistischem Bundesamtes werden bis zu 70 Kleidungsstücke im Jahr gekauft, für die durchschnittlich über 1.000 Euro jährlich investiert werden. Frauen geben tendenziell mehr Geld für Kleidung aus als Männer. Der Statistik zufolge lassen sich alleinlebende Frauen ihre Kleidung am meisten kosten. Viel kaufen, kurz tragen und schnell wegwerfen heißt die Devise. Weil bei diesem Kaufverhalten Waren häufig leichtherzig weggeworfen werden, sammeln sich jährlich 800.000 Tonnen Kleidermüll in Deutschland an. Laut einer Greenpeace-Umfrage landen auch gut erhaltene Kleidungsstücke einfach im Müll, etwa 40 Prozent der Sachen im Kleiderschrank werden fast nie getragen. Mode ist so kurzlebig wie Plastiktüten und Einweg-Geschirr. Wir Deutschen sind Weltmeister im Klamottenverbrauch! Und das geht zu Lasten der Umwelt und Gesundheit, wenn man nur allein an die giftigen Chemikalien denkt, die bei der Kleidungsproduktion eingesetzt werden.

Der neuer Trend heißt: Minimalismus im Schrank

Eine Methode, die beweist, dass eine komplette Garderobe, die perfekt auf den eigenen Stil und das persönliche Leben abgestimmt ist, nur mit wenigen Kleidungsstücken auskommt. „Mehr Qualität statt Quantität“. Wer insgesamt weniger und bewusster kauft, spart Geld und schont Ressourcen und damit die Umwelt.

„Weniger kaufen, besser auswählen, länger Freude daran haben“

Vivienne Westwood

Mit dieser Erkenntnis gehe ich „ans Werk“:

Schritt 1: Die Bestandsaufnahme

Heute nehme ich mir Zeit. Ich beginne alle meine Kleidungstücke zu zählen, die mein Schrank zu bieten hat – die komplette Kleidung, Schuhe, Accessoires wie Taschen, Gürtel oder Schmuck – und dokumentiere anhand von Fotos meine Outfits, welche ich für gewöhnlich am häufigsten trage. Die Bilder sollen mir helfen heraus zu finden, worin ich mich am wohlsten fühle und welche Farbe oder welcher Schnitt mir gut steht.

Schritt 2: Die Vorbereitung

Ich besorge mir einen Kleiderständer, ein paar Kartons und einen Müllsack. Dann sorge ich für eine entspannte Atmosphäre, lege meine Lieblingsmusik auf und hole mir mein Lieblingsgetränk und ein paar leckere Snacks.

Schritt 3: Behalten oder aussortieren?

Jedes einzelne Teil aus meinem Kleiderschrank sortiere ich in eine der fünf Kategorien, die ich an Kleiderständer, Kartons und Müllsack beschriftet habe:

•  zurück in den Schrank
•  spenden, verschenken oder verkaufen
•  reparieren oder ändern lassen
•  Erinnerungen und vorläufige Trennung
•  endgültige Trennung

Zurück in den Schrank dürfen alle Teile, die ich in der letzten Zeit gerne getragen habe. Damit ich nicht den Großteil komplett neu kaufen muss, nehme ich auch Kleidungsstücke auf, die vielleicht nicht ganz richtig sitzen oder schon ein bisschen verwaschen sind. Diese werde ich nach und nach ersetzten.

Spenden, verschenken oder verkaufen werde ich alle Teile, die für mich die falsche Farbe oder den falschen Schnitt haben, die einfach nicht zu meinem Teint passen und erst recht nicht zu meinem Körperbau.

Reparieren oder ändern lassen werde ich alle Teile, die ich gerne tragen würde, wenn die Hosenbeine vielleicht etwas enger wären, fehlende Knöpfe, ein kaputter Reißverschluss oder bei den Schuhen die abgelaufenen Absätze ersetzt würden.

Erinnerungen und vorläufige Trennungen gehören nicht mehr in meinen Kleiderschrank. Für die teure Tasche, die ich nach meinem Studium von meiner Oma bekommen habe, suche ich mir einen anderen Platz im Haus.

Endgültig trennen werde ich mich von allen Teilen, die ich keinem mehr anbieten möchte oder die verwaschen, verschlissen und kaputt sind.

Schritt 4: Aktueller Überblick über den Sachverhalt

Ich schaue mir jedes Teil, das ich behalten möchte noch einmal genauer an. Mit dieser Garderobe beginne ich meinen eigenen Style zu entwickeln. Welche Farben und Stoffe gefallen mir am besten? In welchen Schnitten fühle ich mich am wohlsten? Welche Kleidung gibt mir Selbstbewußtsein? Kann ich aus den verbliebenen Teilen Kombinationen zusammen stellen?

Schritt 5: Gezielt schoppen

Bevor ich mir neue Dinge kaufe, will ich feststellen, was mir am dringendsten fehlt. Sobald ich mir einen Überblick über meinen Alltag verschafft habe, wird klar, wie die Anforderung an meine Garderobe auszusehen hat. Wie viele Outfits ich tatsächlich genötige – für meinen Job im Büro, den Sport (Fitness und Wandern), in der Freizeit (Stadtbummel, Dates und zum Ausgehen), für Gartenarbeit und zu Hause rumhängen oder für schicke Abendrobe.

Mein Fazit

Eine komplette Garderobe, die perfekt auf den eigenen Stil und das persönliche Leben abgestimmt ist, kommt nur mit wenigen Kleidungsstücken aus. Wer nach der Methode „mehr Qualität statt Quantität“ also insgesamt weniger und bewusster kauft, spart Geld und schont Ressourcen und damit die Umwelt.

Wer sich bei der Kleiderwahl auf das absolut Wesentliche konzentriert – auf die Persönlichkeit, den eigenen Stil und das Budget – muss Geduld haben,sich Zeit nehmen und nachdenken. „Zeit“ ist ein ganz wesentlicher Faktor. Den eigenen Stil findet man nicht über Nacht heraus. Er muss sich entwickeln. Wer sich einmal eine gute Garderobe zusammengestellt hat, hat viele Monate daran gearbeitet, um seinen eigenen Stil zu festigen, neu zu entwickeln sowie die richtigen Kleidungsstücke zu finden.

Am Ende ist das ein persönlicher Erfolg!

Auch die Umweltaktivisten von Greenpeace kämpfen seit Jahren mit der „Kleiderschrank-Detox-Kampagne“ für eine saubere Textilindustrie. Doch um unsere Umwelt und Gesundheit rund um die Welt wirklich zu schützen, reicht das nicht. Wir müssen auch unseren Kleiderkonsum verändern. Die schiere Masse unseres Kleiderverbrauchs ist zu einem großen Problem geworden.

greenpeace.de/detox

„Kleidung sollte geschätzt, gepflegt und wieder repariert werden“

BUCHTIPP
Das Kleiderschrankprojekt
dumont Verlag, 2017, € 28

Preisaktionen verleiten uns zu unüberlegten Fehlkäufen und bis das passede Outfit steht, vergeht Morgen für Morgen viel mehr Zeit, als uns lieb ist. Anuschka Rees leitet dazu an, ganz individuell herauszufinden, was man wirklich braucht – und was nicht.

Zum Schluss erstelle ich mir ein Diagramm mit der Anzahl meiner Outfits, die ich pro Aktivität brauche. Zu jeder Säule kommt eine zweite Säule hinzu, die zeigt, wie meine aktuelle Garderobe beschaffen ist. So bekomme ich einen bildhaften Überblick über den Sachverhalt. Was ist zu viel und was ist unterrepräsentiert?

Ein Beispiel:

Mit dem neuen Überblick über meine Garderobe kann ich gezielt und unbeschwert shoppen.

„Besonders freue ich mich über den „frischen Wind“ in meinem Kleiderschrank!“

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